Wie gewinnen eigentlich katholische Theolog*innen Erkenntnisse?

Die sogenannte Lehre der ,loci theologici‘, also Orte der theologischen Erkenntnis, die der spätmittelalterliche Dominikaner Melchior Cano erstmals lancierte, beschreibt die gegenwärtige katholische Erkenntnislehre. Es lassen sich aus meiner Perspektive fünf Orte der theologischen Erkenntnis ausweisen: (1) Bibel, also die Texte aus dem Ersten und Zweiten Testament; (2) Kirche, also der Glaubenssinn der gläubigen Menschen und die Lehre des Papstes; (3) Offenbarung, also die geglaubte Offenbarung Gottes im Menschen; (4) Tradition, also die Geschichte des Glaubens und der katholischen Kirche; (5) Vernunft, also die menschliche Fähigkeit, einzusehen und zu urteilen. Gegenwärtig streiten Theolog*innen darüber, wie diese hier alphabetisch aufgezählten ,loci theologici‘ zu hierarchisieren und zu gewichten sind. Auch ich lege meiner Theologie eine spezifische Hierarchisierung und Gewichtung der ,Orte der theologischen Erkenntnis‘ zugrunde. Wie würden Sie in der Beurteilung theologischer Fragestellungen diese fünf ,Orte‘ hierarchisieren und gewichten? 

Literaturtipp: Körner, Bernhard: Orte des Glaubens – loci theologici. Studien zur theologischen Erkenntnislehre; (Ich habe im Vergleich zu Körner und anderen Theolog*innen die katholische Erkenntnislehre sehr vereinfacht dargestellt. Darüber bin ich mir allerdings bewusst).