Berufen zum Priester?

Michael Maas studierte in Freiburg sowie München Theologie und wurde 2003 zum Priester der Erzdiözese Freiburg geweiht. Nach der Vikarstelle in Mannheim war er von 2006 bis 2014 Erzbischöflicher Sekretär bei Erzbischof Robert Zollitsch. Seit 2014 ist er Direktor des Zentrums für Berufungspastoral (ZfB) der Deutschen Bischofskonferenz in Freiburg.

Bild: Michael Maas

Schwab: Der Begriff ,Berufung‘ ist gegenwärtig in Äußerungen christlicher Akteur*innen wieder prominent: Was verstehst Du unter dem Begriff ,Berufung‘? 

Maas: Berufung heißt für mich, dass es für jeden Menschen und vor allem auch für uns als Christen in der Taufe eine Berufung gibt, die wir von Gott bekommen. Etwas, was unser Auftrag ist für das Leben, was wir zu entdecken, anzunehmen und alltäglich umzusetzen haben. Das kann viele Facetten haben: Für manche wird das in der Wahl des Berufs deutlich, für andere in der Lebensform, wieder andere engagieren sich in ihrer Freizeit. ,Berufung‘ ist vielschichtig. Für uns Christen ist es entscheidend, dass wir danach fragen, was Gott von uns denkt und wie wir das umsetzen können. 

Schwab: Hat jeder Mensch eine ,Berufung‘?

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Patient Priesterseminar – Impulse für eine zukunftsfähige Priesterausbildung

Ich bin weder Seminarist noch Regens eines Priesterseminars. Einige Leser*innen fragen sich jetzt sicherlich, weshalb ich mich dann zur Priesterausbildung äußere: Manchmal ist ein Blick von außen wertvoll, um andere Impulse zu einem Sachverhalt zu erhalten: In diesem Artikel möchte ich angesichts des angemessenen Vorhabens der Deutschen Bischofskonferenz, die Priesterausbildung wegen der anhaltend rückläufigen Weihezahlen umzustrukturieren, vier Kriterien lancieren, die meines Erachtens für eine attraktivere Priesterausbildung wichtig sind:

Dialog statt Monolog

Überraschend kam im Juni 2020 die umstrittene Nachricht über eine mögliche Zentralisierung der Priesterausbildung. So bezeichnete beispielsweise die Vorsitzende des Katholisch-Theologischen Fakultätentages (KThF), Johanna Rahner, die Pläne als „unüberlegt, naiv und politisch unbedarft“.[1] Es ist evident, dass auch eine dezentrale Priesterausbildung den Fortbestand aller theologischen Fakultäten – trotz der Konkordate – nicht sichern würde und die einzelnen Fakultäten andere Konzepte und Strategien generieren müssen, damit Theologie für Studierende weiterhin interessant ist. Dennoch vermisse ich in dieser Debatte neben dem sogenannten ,Limburger Gespräch‘ (ein Dialogformat zwischen ausgewählten Bischöfen und Theologieprofessor*innen) einen konkreten und anhaltenden Dialogprozess der DBK mit Vertreter*innen der einzelnen Fakultäten, um deren Fortbestand sicherzustellen: Die DBK muss sich dafür interessieren und einsetzen, dass auch (nicht nur) Studierende, die andere kirchliche Berufe wie Lehrer*in, Pastoral- oder Gemeindereferent*in anstreben, fortan an vielen Standorten gut ausgebildet werden. Darüber hinaus mangelt es vor allem an einem Dialogprozess beispielsweise mittels einer Studie mit den gegenwärtigen Seminaristen im Propädeutikum und in der Studienphase, die von dieser Zentralisierung unmittelbar betroffen sind. Die katholische Kirche kann nur eine attraktive Arbeitgeberin für angehende Priester sein, wenn sie deren Bedürfnisse und Vorstellungen berücksichtigt.

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