Die vermutlich erste „Kirchenlieder-Weltmeisterschaft“ auf Twitter ist beendet: Mit hauchdünnem Vorsprung konnte sich ein echter Gotteslob-Klassiker durchsetzen. Die Plätze 2 und 3 dürften nicht minder bekannt sein.
(KNA) WM-Titel für „Großer Gott, wir loben Dich“: Der Klassiker hat die vermutlich erste „Kirchenlieder- Weltmeisterschaft“ auf Twitter gewonnen – mit einem hauchdünnen Vorsprung vor „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Zwischen den beiden Finalisten habe die Differenz nur „einige wenige Stimmen“ betragen, sagte Initiator Julius Kreiser am Dienstag auf Anfrage der Katholischen-Nachrichten-Agentur (KNA) in Tübingen. Im kleinen Finale um Platz Drei setzte sich „Lobe den Herren“ mit deutlichem Vorsprung durch gegen „Ich stehe an deiner Krippe hier“.
Säubern, zuschneiden, bügeln: Inspiriert von einer Idee aus Großbritannien fertigt Schwester Stephanie aus Chipstüten Wärmedecken und Schlafsäcke für Bedürftige. Ihre Modelle schickt sie in Krisengebiete.
Paderborn (KNA) Haufenweise Schuhe, Kleidung und Spielwaren liegen in einer Hinterhofgarage. Immer wieder bringen Menschen Sachspenden vorbei. Am Eingang steht Schwester Stephanie Danielsen an einem Tisch und bügelt Chipstüten.
Die 36-jährige Ordensfrau betreibt gemeinsam mit ihrer Mutter Monika einen Charity-Laden in Paderborn. Die Mutter bedient die Kunden und verkauft die Spenden kostengünstig an Bedürftige. Schwester Stephanie dagegen widmet sich einer ungewöhnlichen Aufgabe: Aus Chipstüten, die sonst im Müll gelandet wären, schweißt sie mit ihrem Bügeleisen Wärmedecken und Schlafsäcke für Kinder und Tiere zusammen. Ihre Erzeugnisse schickt sie per Post in die Krisengebiete in der Türkei und der Ukraine.
Das Sozialkaufhaus „Wertvoll“ schont den Geldbeutel der Kundinnen und Kunden und will zugleich etwas fürs Klima tun. Möbel und Kleidung finden hier neue Besitzer, Arbeitslose einen Job.
Düsseldorf (KNA) Nicht weit vom Düsseldorfer Südpark entfernt finden Kunden alles, was sie für die eigenen vier Wände benötigen: Sessel, Stühle, Teppiche und Schränke. In der Modeabteilung stehen Regale und Rollständer mit Schuhen, Jeanshosen und Jacken. Eigentlich ist hier alles wie in jedem anderen Kaufhaus auch. Doch einige markante Unterschiede gibt es dann doch: Im Sozialkaufhaus „Wertvoll“ finden Langzeitarbeitslose einen Job. Und Bedürftige können kostengünstig gespendete Möbel und Kleidung kaufen.
Das Konzept trifft offenbar einen Nerv: Nicht nur einkommensschwache Menschen, sondern auch Ukrainer aus der benachbarten Flüchtlingsunterkunft, Studierende und Besserverdienende kommen laut Leiter Rene Trenz in die Caritas-Einrichtung. „Der Parkplatz ist den ganzen Tag voll.“
„Ich lasse mir die Botschaft Jesu Christi, die Liebe zu Gott und anderen Menschen, nicht nehmen!“
Mein Engagement in Gruppierungen und Projekten der katholischen Kirche zeigt mir, dass wir noch mehr Sensibilität dafür entwickeln müssen, die Botschaft Jesu Christi, die von den beharrenden Strukturen in der Kirche oftmals verdeckt bleibt, vielfältig und ehrlich allen Menschen anzubieten sowie die ambivalenten Lebenssituationen der Menschen ernst zu nehmen. Wir müssen wieder lernen, dass ein Grundprinzip der Kirche das katholische ,et-et‘, sowohl als auch, ist. Die Kirche ist beispielsweise sowohl ,heilig‘ als auch ,sündig‘ zugleich. Kirche ist mehrfarbig. Kirche ist mehrdeutig. Kirche ist widersprüchlich. Das ist gut so. Diese Spannungen sind auszuhalten. Katholisch heißt ,allumfassend‘. Ich wünsche mir, dass wir dieses Wort wahren.
Interview mit P. Hans-Martin Rieder SJ, Direktor des Kollegs St. Blasien
Hans-Martin Rieder studierte Finanz- und Wirtschaftsmathematik an der TU München und arbeitete von 2006 bis 2009 im Risiko-Controlling der Bayern LB. Parallel dazu studierte er Philosophie an der Ordenshochschule in München. Im Herbst 2009 folgte der Eintritt ins Noviziat, gefolgt von einem zweijährigen Praktikum am Internat in St. Blasien. Das Theologiestudium absolvierte er von 2013 bis 2016 an der Gregoriana in Rom. Nach der Priesterweihe war er in Göttingen als Kaplan und in der Studentenseelsorge tätig. Nach seinem Tertiat in Portland/Oregon leitet er ab Sommer 2020 das Jesuitenkolleg St. Blasien.
Schwab: 2009 begannen Sie Ihr Noviziat in der Gesellschaft Jesu, nachdem Sie einige Jahre im Risiko-Controlling einer Bank arbeiteten. Weshalb entschieden Sie sich für die Gesellschaft Jesu?
Rieder SJ: Das war ein langer Prozess des Abwägens: Als Kind habe ich bereits überlegt, ob ich Priester werden soll und ich hatte ,zwei Herzen‘ in meiner Brust: Einerseits war ich immer fasziniert von Spiritualität und fest verankert in meiner Heimatgemeinde, andererseits von Wirtschaft, Finanzen und Abläufen in Unternehmen. Vor allem aber war es schwierig für mich, in dieser Frage, die ja das ganze Leben betrifft, eine Entscheidung zu treffen. Das hatte zur Folge, dass ich die Entscheidung aufgeschoben hatte: Nach dem Abitur habe ich zunächst Finanz- und Wirtschaftsmathematik studiert und in einer Bank gearbeitet. Gleichzeitig habe ich mich immer wieder gefragt: Ist das meine Berufung? Im Beten habe ich Gott oft gefragt, was er von mir will und wo mein Platz im Leben ist. In dieser Entwicklung war für mich klar, dass wenn ich Priester werden möchte, dann in einem Orden. Die Entscheidung fiel schnell auf die Jesuiten: Ich konnte mir nicht vorstellen, nur an einem Ort und im Rhythmus des Stundengebets zu leben, wie das bei den monastischen Orden der Fall ist. Insbesondere war aber die Entdeckung der Exerzitien für mich ausschlaggebend: Diese Art und Weise des Betens, wie sie uns Ignatius von Loyola, der Ordensgründer der Jesuiten, hinterlassen hat, war für mich von Anfang an faszinierend. In den Exerzitien konnte ich zum Innersten meines Herzens vordringen und zugleich Gottes Einladung für mein Leben annehmen. Daher bin ich in das Noviziat eingetreten und dort wurde diese Grundausrichtung bestätigt und vertieft.
Schwab:Wie sind Sie mit der Unsicherheit umgegangen, nicht zu wissen, welche Aufgaben Sie im Orden verantworten werden?
Pater Philipp, geboren 1981 in Braunschweig, trat nach seinem Kirchenmusikstudium 2006 in Maria Laach ein, legte im Oktober 2011 die feierliche Mönchsprofess ab, beendete 2013 das Theologiestudium und wurde 2015 zum Priester geweiht. Er ist Chordirektor der von ihm gegründeten Cappella Lacensis und künstlerischer Leiter der Laacher Abteikonzerte, arbeitet in der Abtei u.a. als Jugendseelsorger, in der Berufungspastoral und als Küchenchef. Er betreut das tägliche Format „Abendgebet“ bei Internetportal katholisch.de.
Bild: Pater Philipp Mayer OSB
Schwab: Ein Prinzip der Benediktiner ist ,stabilitas loci‘, also Ortsgebundenheit der Mönche an ein bestimmtes Kloster. Weshalb ist für Dich das Kloster Maria Laach ein attraktiver Ort zu leben? Was sind Deine Aufgaben in Deinem Orden?
Pater Philipp: Ich habe mich für das Kloster Maria Laach entschieden, weil ich eine große Affinität zur Laacher Abteikirche habe, die in ihrer Einzigartigkeit auch wirklich berühmt ist, was mir tatsächlich vor meinem Klostereintritt nicht so bewusst war. Mir war immer klar, wenn ich in ein Kloster gehe, dann muss es ein Ort sein, der nicht städtisch gebunden ist, sonst würde ich zu sehr die Ambivalenz zwischen Stadt und geistlichem Leben spüren. Ich bin Benediktiner, weil das im Gegensatz beispielsweise zu den Franziskanern, Jesuiten oder Dominikanern kein Orden ist, sondern ich in ein ganz konkretes Kloster eintrete. Die Ortsgebundenheit hält mich hier und ich glaube, das kommt dem entgegen, was der Mensch auch in sich trägt, also irgendwann auch anzukommen, wenigstens räumlich.
Für die Benediktiner ist es wichtig, an einen konkreten Ort zu leben, es dort auch auszuhalten und in dieser konkreten Gemeinschaft Gott zu suchen. Ich komme aus einer großen Chor-Tradition. Chor ist immer eine Gemeinschaftssache. Der Solist geht in der ganzen Chorgemeinschaft unter. Das ist auch so im klösterlichen Leben. Jeder darf hier sein mit seinen Gaben, aber das ganze steht immer im Kontext einer Gemeinschaft.
In Maria Laach bin ich als Kantor tätig und Chordirektor der ,Cappella Lacensis‘. Das ist ein gemischter Kammerchor, der sich aus jungen Menschen aus dem deutschen Sprachgebiet zusammensetzt. In der Gemeinschaft habe ich tägliche Dienste wie Tischdienst, Lesedienst, Zelebrationsdienst oder Beichtdienst. Aber ich bin auch Küchenchef und muss für die Speisepläne sorgen. In Lockdown-Zeiten habe ich tatsächlich auch sieben Monate für die Gemeinschaft mitgekocht. Dann bin ich für die Berufungspastoral zuständig, Ansprechpartner für junge Menschen, um das Kloster vielleicht kennenzulernen, und die sozialen Medien. Auch meine Aufgabe bei katholisch.de mit dem Abendgebet ist wichtig und ich bin im Kloster für Fundraising zuständig.
von links: DDr. Christian Würtz, Bischofsvikar für die Hochschulen und Regens im Collegium Borromäum, Jannik Schwab, Prof. Dr. Prostmeier, Dekan der Theologischen Fakultät Freiburg Bild: Jannik Schwab
Schwab: Die Anzahl an Theologiestudierenden nimmt seit Jahren in Deutschland anhaltend ab und gegenwärtig studieren de jure noch etwas mehr als 600 Menschen an der Theologischen Fakultät Freiburg Theologie. Was sind aus Ihrer Perspektive mögliche Ursachen für diesen Trend und weshalb braucht die Gesellschaft überhaupt noch Theolog*innen?
Prostmeier: Wozu Theolog*innen? Ihre Frage impliziert einen Wandel. Demzufolge gab es eine Zeit, in der der Bedarf und die Relevanz von Theologie fraglos war. Die westlichen Gesellschaften haben sich aber – so die These – in einer Weise gewandelt, die die Funktion von Theologie als Wissenschaft obsolet erscheinen lässt. Es geht also nicht um Glauben, sondern um die Relevanz der Stimme wissenschaftlicher Theologie in gesellschaftlichen und kulturellen Diskursen. Aus meiner Sicht sind zwei Aspekte wichtig, ein eher innerchristlicher und ein politischer Gesichtspunkt. Kirche kann sich nicht davon dispensieren, die Botschaft Jesu treu zu Geltung zu bringen, ohne aufzuhören, Kirche zu sein. Das ist ein enormer Anspruch an alle Christ*innen. Er muss für jede Generation neu plausibilisiert werden und es bedarf hoher Anstrengung, die Stimme des Evangeliums der jeweiligen Kultur und den Zeitumständen angemessen zur Sprache zu bringen, oder allgemeiner formuliert, zu bezeugen, nämlich im Alltag der Welt. Diese Aufgabe stellt alle in die Verantwortung, jede Christ*in, aber besonders jene, die Verantwortung für und in den Strukturen der Kirche haben. Auch diese gewachsenen Binnenstrukturen bedürfen immer wieder der Plausibilisierung und sind so zu gestalten, dass in den tatsächlichen Strukturen der Welt die Botschaft Jesu treu, das heißt auch angemessen, zur Geltung kommen kann. Das ist eine permanente hermeneutische Aufgabe, um die sich die Theologie und die ganze Kirche mühen müssen, und zwar im Diskurs. Das ist nichts neues, sondern das ist seit den Anfängen der Kirche nie anders gewesen. Aus ihrer Geschichte könnte die Kirche auch ersehen, dass es bisweilen hilft und entlastet, sich dieses dynamische Kirchenkennzeichen bewusst zu machen. Auch aus einer säkularen Perspektive steht der Dienst im Vordergrund. Eine wichtige Funktion der wissenschaftlichen Theologie ebenso wie die der Kirche dürfte darin zu sehen sein, gegenüber den Instanzen des Staates und ebenso gegenüber dem, was in der Gesellschaft als das Machbare, Wünschenswerte und Erstrebte angesehen wird, dem Unverfügbaren Geltung zu verschaffen. Das ist in dieser säkularen Perspektive der Dienst, den wissenschaftliche Theologie und – wenn Sie wollen – die Kirche leisten: Staat und Gesellschaft an ihre eingeschriebenen Grenzen zu erinnern und darauf zu drängen, diese Grenzen um ihrer selbst willen, wegen der Würde eines jeden und zum Wohl der Allgemeinheit, zu respektieren. Vor diesem Hintergrund dürfte klar sein, dass der vorzügliche Diskursraum für eine gesellschaftliche Relevanz wissenschaftlicher Theologie zwar die Praxis der ,universitas‘ ist. Nach dem Verständnis einer modernen Universität und Fakultät ist das aber mitnichten ein selbstgenügsames Dasein im Elfenbeinturm. Vielmehr ist das ein erster wichtiger Schritt, um sich auch darüber hinaus kompetent in gesellschaftliche Diskurse einzumischen und sich zu engeren kirchlichen Belangen zu Wort zu melden. Nun fragen Sie auch, weshalb an unserer Fakultät nur 600 Frauen und Männer immatrikuliert sind. Es ist nur ein schwacher Trost, dass wir damit im bundesdeutschen Vergleich immerhin zu den drei größten Fakultäten für Katholische Theologie zählen, wobei zu bedenken ist, dass einzig in Baden-Württemberg nur die Lehramtsstudierenden für Gymnasium an der Universität sind. Tatsache ist, dass die Studierendenzahlen und die Zahl der Absolventen sinken, übrigens nicht nur in der Theologie, sondern fast in allen geisteswissenschaftlichen Fächern. Die Situation ist ein Spiegel der Relevanz der Geisteswissenschaften in unserer Gesellschaft. In den Theologischen Fakultäten konzentriert sich dieses Bild der allgemeinen Lage wie in einem Hohlspiegel.
Michael Maas studierte in Freiburg sowie München Theologie und wurde 2003 zum Priester der Erzdiözese Freiburg geweiht. Nach der Vikarstelle in Mannheim war er von 2006 bis 2014 Erzbischöflicher Sekretär bei Erzbischof Robert Zollitsch. Seit 2014 ist er Direktor des Zentrums für Berufungspastoral (ZfB) der Deutschen Bischofskonferenz in Freiburg.
Bild: Michael Maas
Schwab:Der Begriff ,Berufung‘ ist gegenwärtig in Äußerungen christlicher Akteur*innen wieder prominent: Was verstehst Du unter dem Begriff ,Berufung‘?
Maas: Berufung heißt für mich, dass es für jeden Menschen und vor allem auch für uns als Christen in der Taufe eine Berufung gibt, die wir von Gott bekommen. Etwas, was unser Auftrag ist für das Leben, was wir zu entdecken, anzunehmen und alltäglich umzusetzen haben. Das kann viele Facetten haben: Für manche wird das in der Wahl des Berufs deutlich, für andere in der Lebensform, wieder andere engagieren sich in ihrer Freizeit. ,Berufung‘ ist vielschichtig. Für uns Christen ist es entscheidend, dass wir danach fragen, was Gott von uns denkt und wie wir das umsetzen können.