Preissteigerungen treiben auch die Gastgeber im Dreisam- und Glottertal um

Nach wie vor kommen viele Gäste aus dem In- und Ausland in den Südschwarzwald, um zu wandern oder Rad zu fahren. Wie zufrieden sind die Gastgeber mit der Sommer-Saison? Wie sind die Aussichten?

Oberried

Franziska Löffler vermietet drei Ferienwohnungen auf ihrem Bauernhof auf 1000 Meter Höhe in Oberried. Die Saison lief für sie gut, wie sie sagt: „Urlaub auf dem Bauernhof ist schon seit Jahren ein Trend.“ Für die vergangenen Sommermonate seien die Ferienwohnungen eineinhalb Jahre vorher ausgebucht gewesen.

Der Familie Löffler mangelte es in dieser Saison an Personal. Um Reinigungskräfte zu finden, habe Löffler extra ein Video produziert, das sie auf Social Media teilte: „Nur eine Person hat sich nach dem Aufruf gemeldet“, sagt Löffler. „Leider ist sie wieder abgesprungen“, ergänzt sie. Weil Personal fehle, habe sie oft keine Zeit, sich neue Angebote für die Gäste zu überlegen, die vor allem aus Deutschland kämen. Vermehrt Familien aus Norddeutschland haben diesen Sommer eine Wohnung auf ihrem Bauernhof gebucht.

Eine Schwierigkeit blieb diesen Sommer Löffler zufolge die Corona-Pandemie. Wie in den vergangenen zwei Jahren seien die Urlauber nach wie vor unsicher, ob sie verreisen könnten: „Die Gäste fragen dieses Jahr eher nach den Stornierungsbedingungen“, fährt Löffler fort. Deshalb habe sie ihre Internetseite mit Informationen erweitert.

Wenn die Energiepreise weiter steigen, droht der Herbst und Winter für die Branche eine neue Prüfung zu werden, lautet die allgemeine Meinung. Erhöht Franziska Löffler dann die Preise? „Wir belassen sie erstmal so“, sagt sie. Dennoch werde sie ein Seminar über Preisbildung besuchen, das der Verein „Tourismus Dreisamtal“ anbietet.

Kirchzarten

Seit 2019 führt Marco Schreiber das Bike-Hostel in Kirchzarten und bietet seinen Gästen zwei Doppelzimmer und acht Apartments an. Auch er ist mit der Saison zufrieden: „Sogar die Einzelzimmer waren ständig weg“, sagt er. Der Tourismus aus dem Ausland zieht zudem nach zwei Corona-Sommern wieder an: Viele Spanier hätten ein Zimmer im Bike-Hostel gebucht. Die Hälfte der Gäste würde aus dem Ausland anreisen und die Region mit dem Fahrrad, verstärkt mit dem E-Bike, erkunden.

Diana Falk verantwortet seit 2019 das Marketing und die Verwaltung auf dem Campingplatz in Kirchzarten. Sie kennt diesen Trend:“Immer mehr Gäste fragen nach Ladestationen für E-Bikes.“ Die Kapazität des Platzes sei fast ausgeschöpft und die Gäste seien mit dem heißen und trockenen Wetter zufrieden gewesen. Außerdem würde die Nachfrage von Touristen steigen, die erstmalig campen.

Auch Falk fehlte Personal. Besonders schwierig sei es in ihrer Branche, Fachkräfte zu finden, weil die Aufgaben sehr umfangreich seien. „Viele Saisonkräfte sind außerdem kurzfristig abgesprungen“, ergänzt Diana Falk.

St. Peter

Bei Anne-Sophie Rombach, Junior-Chefin im Hotel-Restaurant Sonne in St. Peter, brummte das Geschäft diesen Sommer. „Wie in den vergangenen Jahren“, sagt sie. Rombach habe im Gegensatz zu ihren Kollegen keinen Personalmangel: „Wir beschäftigen sogar Auszubildende aus dem Ausland, die in Deutschland leben und sich bei uns beworben haben“, sagt sie.

Außerdem bestätigt sie, was Franziska Löffler aus Oberried über das Buchungsverhalten der Gäste sagt: „Die Gäste interessiert, bis wann sie kostenfrei stornieren können.“ Nicht nur Deutsche, sondern auch Österreicher und Schweizer reisten nach St. Peter, um zu wandern oder Rad zu fahren, sagt Anne-Sophie Rombach. Viele Gäste kämen auch wegen der lokalen Küche.

Rombachs Betrieb wurde 2022 mit dem grünen Michelin-Stern ausgezeichnet. Die Redakteure des Hotel- und Reiseführers „Guide Michelin“ prämieren Restaurants, die ressourcenschonend arbeiten und ihre Speisen und Getränke nachhaltig zubereiten.

Trotz der steigenden Energiepreise sieht Anne-Sophie Rombach dem Herbst und Winter positiv entgegen. Sie heize mit Solar, Photovoltaik und Fernwärme. Außerdem bitte sie ihre Gäste darum, beispielsweise die Heizung runterzudrehen oder das Licht auszuschalten, wenn sie das Zimmer verlassen.

Rombach zufolge steigen die Energie- und Lebensmittelkosten auch in ihrem Betrieb weiter, trotz ihrer Bemühungen, nachhaltig zu arbeiten. „Wir müssen die Preise erhöhen“, sagt sie. Um satte Preiserhöhungen zu vermeiden, erwartet sie von der Bundesregierung, dass diese die Mehrwertsteuer auf Speisen auch 2023 bei sieben Prozent belässt.

Glottertal

Sabrina Strecker, Hausdame im Hotel und Restaurant Hirschen im Glottertal, sagt: „Wir sind derzeit zufrieden.“ Dennoch habe sie weniger Buchungen als vergangenes Jahr zu verzeichnen, weil einige ihrer Stammgäste nach der Corona-Pandemie auch mal wieder Urlaub im Ausland machen würden. Die, die aus dem Ausland herkommen, würden am liebsten wandern und Radfahren. Dies sei bei Gästen aus Frankreich, der Schweiz und Österreich beliebt.

Strecker hat wie viele ihrer Branchenkollegen mit dem Personalmangel zu kämpfen: „Wir mussten die Plätze im Restaurant reduzieren, um alle Gäste bewirten zu können“, sagt Sabrina Strecker. Sie blickt dennoch positiv auf die kommenden Monate: „Wir haben noch keine Waschlappen in den Zimmern platziert“, sagt sie und spielt auf den Energiespartipp von Ministerpräsident Winfried Kretschmann an, weniger zu duschen und einen Waschlappen zu gebrauchen.

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