Interview mit P. Hans-Martin Rieder SJ, Direktor des Kollegs St. Blasien
Hans-Martin Rieder studierte Finanz- und Wirtschaftsmathematik an der TU München und arbeitete von 2006 bis 2009 im Risiko-Controlling der Bayern LB. Parallel dazu studierte er Philosophie an der Ordenshochschule in München. Im Herbst 2009 folgte der Eintritt ins Noviziat, gefolgt von einem zweijährigen Praktikum am Internat in St. Blasien. Das Theologiestudium absolvierte er von 2013 bis 2016 an der Gregoriana in Rom. Nach der Priesterweihe war er in Göttingen als Kaplan und in der Studentenseelsorge tätig. Nach seinem Tertiat in Portland/Oregon leitet er ab Sommer 2020 das Jesuitenkolleg St. Blasien.

Schwab: 2009 begannen Sie Ihr Noviziat in der Gesellschaft Jesu, nachdem Sie einige Jahre im Risiko-Controlling einer Bank arbeiteten. Weshalb entschieden Sie sich für die Gesellschaft Jesu?
Rieder SJ: Das war ein langer Prozess des Abwägens: Als Kind habe ich bereits überlegt, ob ich Priester werden soll und ich hatte ,zwei Herzen‘ in meiner Brust: Einerseits war ich immer fasziniert von Spiritualität und fest verankert in meiner Heimatgemeinde, andererseits von Wirtschaft, Finanzen und Abläufen in Unternehmen. Vor allem aber war es schwierig für mich, in dieser Frage, die ja das ganze Leben betrifft, eine Entscheidung zu treffen. Das hatte zur Folge, dass ich die Entscheidung aufgeschoben hatte: Nach dem Abitur habe ich zunächst Finanz- und Wirtschaftsmathematik studiert und in einer Bank gearbeitet. Gleichzeitig habe ich mich immer wieder gefragt: Ist das meine Berufung? Im Beten habe ich Gott oft gefragt, was er von mir will und wo mein Platz im Leben ist. In dieser Entwicklung war für mich klar, dass wenn ich Priester werden möchte, dann in einem Orden. Die Entscheidung fiel schnell auf die Jesuiten: Ich konnte mir nicht vorstellen, nur an einem Ort und im Rhythmus des Stundengebets zu leben, wie das bei den monastischen Orden der Fall ist. Insbesondere war aber die Entdeckung der Exerzitien für mich ausschlaggebend: Diese Art und Weise des Betens, wie sie uns Ignatius von Loyola, der Ordensgründer der Jesuiten, hinterlassen hat, war für mich von Anfang an faszinierend. In den Exerzitien konnte ich zum Innersten meines Herzens vordringen und zugleich Gottes Einladung für mein Leben annehmen. Daher bin ich in das Noviziat eingetreten und dort wurde diese Grundausrichtung bestätigt und vertieft.
Schwab: Wie sind Sie mit der Unsicherheit umgegangen, nicht zu wissen, welche Aufgaben Sie im Orden verantworten werden?
Rieder SJ: Ich finde das sehr befreiend. Unser Gehorsam ist ein Sendungsgehorsam. Wir werden vom Provinzial destiniert, wo wir leben und arbeiten. Wenn ich bei meinen Freunden sehe, wie sehr sie mit Karriereplanung beschäftigt sein müssen, bin ich überaus froh, dass ich mir darüber keine Gedanken machen muss. Und ich habe viel Vertrauen in den Provinzial, dass er mich in eine Aufgabe sendet, bei der er überzeugt ist, dass ich dieser gewachsen bin.
Schwab: Seit Sommer 2020 sind Sie Direktor des Kollegs in St. Blasien und damit Nachfolger von P. Klaus Mertes SJ. Was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie erfuhren, dass Sie dieses Amt bekleiden werden?
Rieder SJ: Freude und Respekt. Freude, dass ich ans Kolleg zurückkommen darf. Ich war zwei Jahre Erzieher im Internat und habe das Kolleg dabei schon intensiv kennen und schätzen gelernt. Respekt hatte ich vor der Aufgabe des Kollegsdirektors, weil vielfältige Anforderungen an mich gestellt werden. Gleichzeitig gilt, dass ein Kollegsdirektor alleine nichts bewegen kann. Aber gemeinsam mit dem professionellen und überaus engagierten Team, das hier am Kolleg unterwegs ist, können wir viel voranbringen.
Schwab: Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Sie wären dieses Schuljahr Schüler des Kollegs. Welche Fächer und AGs würden Sie besuchen? Warum?
Rieder SJ: Ich bleibe zunächst bei meinen Interessen, die ich bereits in meiner Schulzeit hatte. Ich würde Mathe, Religion und Wirtschaft wählen. Rückblickend würde ich zudem mehr in Sprachen investieren – die musste ich in meinen Studienzeiten mühsamer erlernen. Als AGs würde ich Schwimmen wählen und die Kunstwerkstatt besuchen, mich aber auch in der Vinzenzkonferenz, z.B. beim Besuch von Senioren, und bei den Ministranten engagieren. Und sicher wäre ich auch bei der neuen Bienen-AG aktiv.
Schwab: Ihre Schule besteht mit Internat seit 1934 in St. Blasien in den Räumlichkeiten der ehemaligen Benediktinerabtei Kloster St. Blasien und ist seit der Gründung in der Trägerschaft der Gesellschaft Jesu. Worin unterscheidet sich Ihre Schule von anderen Schulen?
Rieder SJ: Das Kolleg ist eine Internatsschule. Im Schulgebäude, das sicherlich aufgrund der historischen Klosterräume besonders ist, leben, lernen und arbeiten 24/7 Menschen aus der ganzen Welt. Hier ist überall und immer Leben. Das altehrwürdige benediktinische Klostergebäude wird erfüllt von Menschen und so entstehen lebendige Räume: Kreativität, Energie, Neugier ist hier zu spüren. Außerdem ist das ,Commitment‘ der Mitarbeiter zur Schule groß: Die Schule liegt sehr idyllisch im Hochschwarzwald und der Arbeitsweg ist teilweise weit:
Die Mitarbeiter wollen hier arbeiten und etwas bewegen – und zwar in allen Bereichen.
In vielen alltäglichen Abläufen ist der Unterschied aber auch gar nicht so groß, wir sind ein ganz normales staatlich anerkanntes Gymnasium. Dabei sind wir bemüht, durch die relativ kleinen Klassengrößen und das Zusatzangebot auch für externe Schüler attraktiv zu sein und ein breites außerschulisches Angebot vorzuhalten. Was in unserem Schwarzwaldtal noch eine Besonderheit darstellt, ist die Internationalität unserer Kollegsgemeinschaft: Schüler aus über fünfunddreißig Nationen leben und lernen hier und auch das Kollegium in Schule und Internat ist international. Das hat den großen Vorteil, dass Fremdsprachen z.T. von Muttersprachlern unterrichtet werden und zudem für unsere internationalen Schüler Ansprechpartner da sind, wenn es einmal zu einem ,Clash‘ der Kulturen kommt. Darüber hinaus sind wir eine Jesuitenschule, also eine katholische Schule, und wollen das auch gemeinsam bewusst leben. Wir stehen damit in einer Tradition von 500 Jahren, in denen der Orden Schule macht und sind zudem in ein weltweites Netz der Jesuitenschulen eingebunden. Davon gibt es über alle Kontinente verteilt ca. 900 mit an die 900.000 Schülern.
Schwab: Ziel des Kollegs ist es, junge Menschen aus christlicher Weltsicht und in jesuitischer Tradition zu persönlicher Entscheidungs- bzw. Urteilsfähigkeit sowie zum Dienst an Gesellschaft und Kirche in freier Verantwortung hinzuführen, so schreiben Sie in Ihrem Leitbild. Wie würden Sie Menschen, die die ignatianische Pädagogik nicht kennen, dieselbe kurz erklären?
Rieder SJ: Man kann die ignatianische Pädagogik gut mit einigen Schlagwörtern und Zitaten von Ignatius erklären. Die ,Cura personalis‘, die Sorge um jeden Einzelnen ist eines davon. Ein Schulcurriculum erfordert, dass man beispielsweise einen definierten Wortschatz an Vokabeln lernt. Das ist eine Anforderung an ein Gymnasium, die es natürlich zu erfüllen gilt. Gleichzeitig braucht es aber immer auch einen Blick für den Einzelnen. Wo braucht es Hilfe oder Unterstützung? Wo sind denn die Talente des jungen Menschen, der bei uns ein Fundament für sein Leben legen will? Die ,Cura personalis‘ ist die Motivation für alle, die hier arbeiten, den ganzen Menschen zu sehen und damit eine Persönlichkeitsbildung zu fördern und zu ermöglichen. Das soll aber keine Ego-Tour werden. Es gilt bei aller Formatio immer das Ideal ,Mensch werden für andere‘. Das bedeutet, dass ich die anderen auch im Blick behalte, Verantwortung übernehme, wo ich unterwegs bin, und für andere eintrete. Ein weiteres wunderbares Zitat von Ignatius ist ,Gott suchen und finden in allen Dingen‘.
Gott ist nicht nur mit uns, wenn wir in eine Kirche gehen und uns hinknien oder wir bewusst beten. Gott durchwirkt alles, unser ganzes Leben, die ganze Welt.
Deshalb können wir uns aufmachen, Gottes Geist und Liebe überall zu finden. Mit diesem Blickwinkel kann man alle Fächer sehen, auch Biologie, Mathe oder Physik. Glaube ist nicht in einem Spezialbereich abgetrennt, sondern ist eine Grundlage für all mein Handeln, Lernen und Entdecken.
Schwab: Die Anzahl an Christen nimmt in Deutschland anhaltend ab und christliche Frömmigkeitspraktiken sind vielen Menschen fremd geworden. Am Kolleg ist dies anders: Gebet am Morgen, (Erzähl)gottesdienste, Sozialpraktikum, Besinnungstage, Ministrantendienste, Besuche in Pflegeheimen, Wochenrückblicke sind beispielsweise Bestandteile des Schulprofils. Welche Chancen, Herausforderungen und Grenzen sehen Sie gegenwärtig, aber auch zukünftig, ein Kolleg mit einem katholischen Profil zu sein?
Rieder SJ: Am Kolleg geht es nicht darum, dass eine heile Welt der katholischen Kirche vermittelt wird.
Wir wissen inzwischen leider auch, dass es am Kolleg Missbrauchsfälle gab. So etwas darf es nie mehr geben.
Und dafür ist es notwendig, dass wir alles dafür tun, um Kinder und Jugendliche zu stärken, so dass sie Selbstvertrauen haben und unterstützt werden, wenn sie in irgendeinen Bereich ihres Lebens gefährdet sind. Zugleich sehe ich eine große Chance, als Kolleg ein Ort von Kirche zu sein, wo wir mit all unseren unterschiedlichen Prägungen gemeinsam unterwegs sind und uns entwickeln. Hierbei gilt die Überschrift, immer Respekt voreinander zu erwarten und zu haben. Wir haben Schüler verschiedener Konfessionen, Religionen und Kulturen. Wir alle sind hier unter der Prämisse, gemeinsam auf einem Weg zu sein und uns füreinander zu interessieren. Dabei geben wir dem Schulalltag einen Rahmen und sind dabei überzeugt, dass in diesen Angeboten für jeden und jede etwas zu finden ist. Das Gebet am Morgen hat beispielsweise nicht das Ziel, zu indoktrinieren, sondern zu zeigen, dass wir den Tag gemeinsam beginnen, uns ausrichten und vielleicht auch um Segen für eine anstehende Klassenarbeit bitten. Auch das Gebet vor dem Mittagessen hat den Sinn eines Innehaltens und Danksagens – denn die reichlich gedeckten Essensvitrinen sind nicht überall auf dieser Welt eine Selbstverständlichkeit. Als Kirche unterwegs zu sein, bedeutet immer, als Gemeinschaft unterwegs zu sein. Natürlich ist es auch bei uns so, dass die christliche Prägung der Kinder und Jugendlichen heute anders ist, als vor dreißig Jahren und dass vieles, was damals als gottgegeben angesehen wurde, heute nicht mehr überzeugt oder in Frage gestellt wird. Aber genau damit gilt es sich auseinanderzusetzen. Zudem halte ich wenig davon, irgendwelchen angeblichen guten alten Zeiten hinterher zu trauern. Wir leben heute, und zwar mit den Herausforderungen, Fragen, Freuden, Träumen und Vorstellungen von heute – das gilt für mich genauso, wie für die Jugendlichen. Die unglaubliche Chance und das Privileg, welche wir haben, ist, dass wir jetzt gemeinsam unterwegs sind und dabei die Frage nach Gott wachhalten können. Denn die Botschaft Jesu, die Zugewandtheit Gottes für mein Leben und der Auftrag, gemeinsam Verantwortung in dieser Welt zu übernehmen, ist doch so aktuell wie eh und je.
Schwab: Auch die Anzahl an Jesuiten nimmt in Deutschland anhaltend ab. Leitet auch zukünftig ein Jesuit das Kolleg St. Blasien?
Rieder SJ: Das weiß der liebe Gott und der Provinzial, der meine Nachfolger destiniert. Ich bin seit einem Jahr hier, meine Destination gilt für ungefähr zehn Jahre. Für die nächsten Jahre ist diese Frage aller Voraussicht nach also beantwortet. Zudem ist klar, dass der Orden ein hohes Interesse am Kolleg St. Blasien hat. Das sehen wir an meiner Destination, aber auch an der von P. Marco Hubrig SJ, dem Internatsleiter des Kollegs St. Blasien. Zudem wird das an den verschiedenen baulichen Investitionen deutlich, mit denen wir für die nächsten Jahrzehnte Räume gestalten. Damit ist ganz klar, dass der Orden ein langfristiges Engagement am Kolleg St. Blasien eingeht.
Schwab: Sympathisanten ihrer Schule bringen vor, wie viele Alt-Schüler die Gesellschaften der Erde in verantwortlichen Positionen prägen und schwärmen von dem guten pädagogischen Konzept derselben. Kritiker bezeichnen ihre Schule als ,elitär‘ und ,exklusiv‘. Was entgegnen Sie den Kritikern?
Rieder SJ: Die Kritik wird vor allem gegenüber dem Internat geäußert. Das Internat ist im Vergleich zur Schule nicht vom Staat refinanziert, sondern muss privat finanziert und ausgestattet werden, wofür es allein schon wegen der Personalkosten erhebliche finanzielle Mittel benötigt. Das spiegelt sich dann natürlich auch in den Pensionskosten des Internats wieder.
Gleichzeitig ist es uns ein fundamentales Anliegen, dass nicht allein der Geldbeutel der Eltern darüber entscheidet, wer bei uns ins Internat geht.
Durch unseren Sozialfonds vergeben wir jährlich Stipendien in einer Größenordnung von weit über einer Million Euro, so dass ca. dreißig Prozent aller Schüler ein Teil- oder Vollstipendium erhalten. Für die externen Schüler gilt zudem der Grundsatz, dass am Geld ein Schulbesuch niemals scheitern soll und das wird auch gelebt. Das gilt besonders dann, wenn eine Familie in finanzielle Not gerät – z.B., weil ein Elternteil arbeitslos wird. Möglich ist all diese Unterstützung durch die solidarische Unterstützung aus der gesamten Kollegsgemeinschaft, gerade auch von Seiten der Altschüler, und durch die großzügige Unterstützung des Erzbistums Freiburg. Damit war es z.B. auch möglich, dass wir während der Flüchtlingskrise schnell Kinder in unsere Euro-Klasse aufnehmen konnten. Diese ist eine spezielle Deutschlernklasse, in der pro Woche 14 Stunden Deutsch als Fremdsprache unterrichtet wird und damit der Grundstein für alle weitere Integration gelegt wird. Die Euro-Klasse ist inzwischen ein fester Bestandteil des Kollegs für interne und externe Schüler: Wenn Jugendliche mit Gymnasialeignung zu uns in den Schwarzwald ziehen, aber zunächst noch Deutsch lernen müssen, dann werden sie durch die Euro-Klasse nach und nach in den normalen Schulalltag integriert. Seit einigen Jahren gibt es zudem das Aufbaugymnasium. Mit einem abgeschlossenem Realschulabschluss wird damit die Möglichkeit eröffnet, innerhalb von drei Jahren zum allgemeinbildenden Abitur zu kommen. Gerade für unsere Region im Hochschwarzwald ist das ein Angebot, welches auf große Nachfrage stößt und einen wichtigen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit und Durchlässigkeit im Bildungssystem leistet. Kurz zu nennen, wäre zudem die Kunstwerkstatt, die sich mit einem Teil des Programms bereits an Grundschulkinder wendet. In den verschiedensten Kursen gibt es ein wunderbar künstlerisch-kreatives Angebot, das von Referenten und Künstlern aus der Region mitgestaltet wird. Wenn dem Kolleg also ein exklusives oder elitäres Angebot vorgeworfen wird, dann entspricht das nicht der Realität, sondern gründet auf Vorurteilen. Ich glaube aber, dass wir diesen durch die vielfältigen Entwicklungen in den letzten Jahren sehr entspannt begegnen können, da wir unserer Verantwortung als christliches Haus gerecht werden und ein breites, sozial ausgewogenes und offenstehendes gymnasiales Bildungsangebot im Hochschwarzwald anbieten.
Schwab: Welche Strategien verfolgen Sie, um Ihre Schule weiter zu profilieren?
Rieder SJ: Ein großes Thema ist die Entwicklung des Unterrichts und somit die Integration der Digitalisierung. Dabei gilt es, gut hinzuschauen: Nur weil irgendwelche Technik verfügbar ist, haben die Schüler noch nichts gelernt, verstanden und reflektiert. Es braucht eine gleichzeitige Entwicklung von technischer Ausstattung – das ist im Hochschwarzwald allein schon wegen der Netzkapazitäten eine Herausforderung – und eine fundierte Konzeption über den Einsatz der Technik. Dabei bleiben wir bei unseren Prinzipien, dass das Gelernte reflektiert werden muss und neben einem grundlegenden Faktenwissen auch immer das selbstständige Denken geschult werden soll. Das führt dann zu einer Persönlichkeitsentwicklung der Schüler, für die neben dem alltäglichen Unterricht das Sozialcurriculum und das außerschulische Angebot zentral sind. Damit wir diese Bereiche stärken, haben wir z.B. den KuK e.V. gegründet. Der Kultur und Kolleg-Verein soll all die kulturellen Angebote wie beispielsweise Theater, Orchester, Literaturkurs oder offenes Atelier unterstützen und koordinieren. Für mich sind diese kreativen AGs sehr wichtig, damit die Jugendlichen ihre eigenen Talente entdecken und entwickeln können. Zudem bin ich überzeugt, dass wir für die vielen globalen Herausforderungen unserer Zeit neue und kreative Wege beschreiten müssen, um dafür vorbereitet und geschult zu werden, sind diese Erfahrungsfelder von großem Wert.
Schwab: Gegenwärtig verschärft sich die Corona-Pandemie in Deutschland massiv, gleichzeitig beginnt die Adventszeit, die im christlichen Verständnis eine ruhige Vorbereitungszeit auf Weihnachten ist. Was gibt Ihnen in dieser ambivalenten Zeit Hoffnung?
Rieder SJ: Da muss ich zunächst mal sagen, dass ich in keiner Weise hoffnungslos bin, auch wenn die Zeiten herausfordernd sind. Ich bin sehr froh über die Möglichkeit, in dieser Pandemiezeit meine Arbeitskraft für junge Menschen einsetzen zu können. Was wir trotz Pandemie am Kolleg – dank dem Einsatz aller, die hier arbeiten – alles ermöglichen können, freut mich sehr. Wenn ich zudem sehe, mit welcher Freude die Schüler in die Schule gehen, dann braucht es gar nicht mehr Motivation. Die Corona-Maßnahmen werden zwar strenger, aber ich hoffe, dass es dauerhaft nicht zu Schulschließungen kommen wird. Gleichzeitig möchte ich diesen Advent bewusst erleben und genießen – z.B. mit gemeinsamen Roratemessen oder auch persönlichen Zeiten der Stille. Die Stille finde ich aktuell besonders, wenn ich mit meinen Schneeschuhen in unserer wunderbaren Natur unterwegs bin. Daher hoffe ich natürlich auf weiße Weihnachten und das könnte dieses Jahr sogar klappen.
Bildnachweis: Kolleg St. Blasien / Wolfgang Stahl